"Schnellar" so wird er bei uns genannt, der blaue stengellose Enzian. Momentan steht er überall auf den Bergwiesen in vollster Blüte.

Er braucht magere Gebirgswiesen um wachsen zu können. Daher veschwindet er zusehends aus den Tallagen, da die Wiesen dort exzesiv gedüngt und bewirtschaftet werden. Die Bestäubung erfolgt durch Wildbienen und hauptsächlich durch Hummeln. Wenn die Temperaturen sehr kalt sind und die Insekten nicht fliegen können kann sich der Enzian auch selber bestäuben. Dazu stülbt er seine Blüten komplett um, um die Fruchtkörper freizulegen. Durch den Wind werden dann die Bollen zu benachbarten Enzianen geweht und sorgen so für die Befruchtung. Sehr bekannt ist auch der Enzianschnaps mit seinem typischen erdigen Geschmack. Fälschlicherweise ist auf den Etiketten der Flaschen immer der Blaue stengellose Enzian abgebildet.

Der Enzianschnaps wird aussschließlich aus den Wurzeln des gelben Enzians gebrannt. Eine Hochburg für die Enzianbrennerei ist bei uns das Paznauntal. Es darf aber immer nur eine gewisse Anzahl an Wurzeln gegraben werden. Die Rechte dazu sind auf einige Wenige aufgeteilt. Jedes Jahr werden diese Grabungsrechte unter den Berechtigten verlost. Derjenige der per Los gezogen wird wird im Folgejahr von der Verlosung ausgeschlossen so das jeder einmal drannkommt. Es ist eine Wissenschaft für sich und erfordert viel Erfahrung, das immer soviel Wurzeln von jeder Pflanze weggenommen werden das diese auch weiter überleben kann. Durch den geringen Zuckergehalt in den Wurzeln brauch man eine dementsprechende Menge um genügend Schnaps zu erzeugen. Der echte original gebrannte Enzianschnaps ist eine seltene Rarität und umso wertvoller. Der Enzianschnaps der im Handel zu kaufen ist, ist eher ein synthethisch hergestelltes Produkt.

In Galtür im Paznauntal wurde im letzten Jahr auf einer Magerwiese ein Versuchsfeld mit gelben Enzian gepflanzt. Sollte der Versuch gelingen erhofft man sich in 4 bis 5 Jahren einzelne Wurzeln des gelben Enzians zu ernten.